27.06.2021

„Weg des Gedenkens“ oder „Weg des Vergessens“ ?

Diese Frage wurde uns, der neunten Klasse der Herzog Bernhard-Schule Römhild, gestellt, als wir am Donnerstag, den 27.06.2021 zu einem Arbeitseinsatz auf dem Großen Gleichberg anrückten, um den Weg und die Gedenkstätten wieder sichtbar zu machen.

Vor dem 2. Weltkrieg war der Basaltabbau im Steinbruch einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt Römhild. Ihm ist nicht nur die Finanzierung der Schule, dem Kindergarten und dem Straßenbau zu verdanken, sondern auch der Wohlstand der Bevölkerung.

Von 1939 bis 1942 wurde dort ein polnisches Kriegsgefangenenlager errichtet, das eine Kapazität für 250 Häftlinge bot. Im Jahr 1943 wurden diese für die Rüstungsindustrie nach Kassel abkommandiert. Um den Basaltabbau weiterhin zu erhalten, wurde auf die Initiative des Römhilder Bürgermeisters Alfred Schmidt ein Arbeitserziehungslager errichtet. Erbaut wurde dieses für circa 150 Insassen, doch zu Kriegsende zählte man dort weit mehr als 500 Häftlinge. Wer sich weigerte für die Kriegsindustrie zu arbeiten, wurde dort in etwa sechs- acht Wochen diszipliniert. Täglich mussten 10-12 Stunden gearbeitet werden. Aus dem Augenzeugenbericht von Joseph Zureg gehen die verschiedenen Arbeitskommandos hervor – Steinbruch, Waldkommando, Straßenbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft sowie Arbeiten in Mendhausen, Hildburghausen und Handwerksbetrieben. „Tod durch Arbeit“ – das beschreibt die körperlich harte Arbeit, die die Häftlinge im Steinbruch und Umgebung verrichten mussten, treffend. Es wird von 38 Todesfällen, allein durch Erschöpfung berichtet. Insgesamt liegen 169 Sterbeurkunden vor. Die genaue Zahl aller Verstorbenen ist bis heute nicht bekannt, da 1947 ein Stollen mit ungefähr 70 Leichen gefunden wurde. Zudem kommen zahlreiche Todesfälle durch Misshandlungen und Morde, die nicht schriftlich festgehalten wurden.

Zum Kriegsende erhielt die Gestapo, welche das Arbeitserziehungslager leitete, einen Auflösungsbefehl, bevor die US-Truppen Römhild am 08.04.1945 einnahmen.

In kleinen Arbeitsgruppen war es unsere Aufgabe, die beiden Waldfriedhöfe, den Weg zum Sandstollen und den Platz um die Gedenkstelle zu pflegen und von Laub und Ästen zu befreien.  Es beschlich uns schon ein merkwürdiges Gefühl, als wir über die Schicksale der oftmals jungen Menschen nachdachten, die dort den Nazis zum Opfer gefallen sind. Wir waren uns alle einig, dass es auch für unsere Generation wichtig ist, diesen Menschen zu gedenken und die Taten niemals zu vergessen.

Wir bedanken uns bei Herrn König für die Geschichtsstunde vor Ort und bei der Stadt Römhild für die Bereitstellung der Ausrüstung sowie für den Imbiss am Mittag.

Maya Gottschalk, Klasse 9a