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26.03.23
KulTour am Sonntagabend. Die 10te und das epische Theater
Durchhaltevermögen. Das ist es, was die 23 Schüler und Schülerinnen des 10. Jahrgangs am vergangenen Sonntag bewiesen haben, als es nach der gut dreistündigen Vorstellung darum ging, die Schauspieler zu entlohnen. Minutenlang beklatschten wir Polly, Lucy, Captain Macheathe, selbst den unsympathischen Jonathan Peachum – bzw. die Schauspieler, denn wie sagt das alte Sprichwort: der Applaus ist das Brot des Künstlers. Verdient hatten sie es allemal.
Doch der Reihe nach. Was zunächst als fixe Idee im Deutschunterricht begonnen hatte, wurde schnell zu einem ausgefeilten Plan – der im Laufe der Erarbeitung zugegebenermaßen noch einige Korrekturen erhielt, in seinem wesentlichsten Aspekt aber unverändert blieb: Wir fahren nach Meiningen ins Theater! Damit lebte in diesem Schuljahr eine auch durch die Corona-Pandemie auf Eis gelegte Tradition in der Herzog Bernhard Schule auf – endlich kam es wieder zu einer Theaterfahrt und man könnte fast sagen: zu einem Familienfest, denn immerhin ist Bernhard III (Patron unserer Schule) auch Sohn von Georg II (Gründer des Meininger Theaters).
Auf dem Spielplan stand Berthold Brechts „Dreigroschenoper“, sein vielleicht berühmtestes Stück, dessen Klassiker „Und der Haifisch, der hat Zähne“ (die Moritat von Mackie Messer) auch beim Nachhauseweg noch im Ohr verblieb. Die darin enthaltene Gesellschafts- und Menschenkritik ist nach wie vor leider gültig. Immer noch gilt, was Jonathan Peachum als Bettlerkönig von London seiner Familie predigt: Der Mensch ist arm, die Welt ist schlecht – da hat er eben einfach Recht. Und das, wo zwischen dem Erscheinen der Oper 1928 und seiner Aufführung 2023 fast 100 Jahre Zeitgeschichte vergangen sind. Sofort tauchen in den Köpfen Assoziationen auf – die Ausbeutung der Drittweltländer, das Gefälle zwischen Arm und Reich und nicht zuletzt der Wunsch der Frauen, auch mal das Ruder zu übernehmen, wie Polly als Mrs. Macheathe und Herrin über Münzen-Mathias, Trauerweiden-Walter und Hakenfinger-Jakob, kurz der Räuberbande von Mackie Messer.
Inhaltlich, das zeigten die Zwischendurch-und-Nachgespräche, gab es Konsens: alles gut. Nur am Schluss, also nach der Hochzeit von Polly (geb. Peachum) mit dem Erzfeind des Vaters, nach dessen Intrige gegen seinen Schwiegersohn zwecks Annullierung der Ehe, der zweifachen Verhaftung von Mackie mit zwischenzeitlicher Flucht (in die Arme von Jenny), Verrat von Mackie an Polly und Lucy, von Jenny an Mackie – also kurz gesagt, nach ziemlich viel Wirrwarr, da waren sich die Schüler recht einig, war das Ende doof. Statt der gerechten Strafe zugeführt zu werden hatte sich Brecht für ein utopisches (weil mildes) Urteil im Falle Mackie Messer entschieden – und damit streng genommen für die Menschlichkeit. Aber, das meinten die Jungs, Regeln müssten eben eingehalten werden. Wir sind gespannt, ob diese Sicht auch innerhalb unserer Schule durchgezogen werden darf.
In keinster Weise beanstandet werden musste das Verhalten unserer Schüler. Sie hatten sich für ihren Besuch in Schale geworfen und hätten in jedem Fall den Preis für die bestangezogenste Schulklasse gewonnen – die Jungs im feinen Zwirn, die Mädels in schickem Kleid, es war auch für die begleitenden Erwachsenen eine Freude und Ehre, Betreuer und Lehrer von solchen Schülern zu sein.
In der Hoffnung, dass wir nun öfter Gäste im hohen Haus sind, bedanken wir uns bei Frau Peter für die schnelle Hilfe bei der Umsetzung unserer Idee, bei Frau Pager und Herrn Schrepfer für ihre Begleitung, Herrn Schneidmadel für die obligatorische Pausenverpflegung, und den Schauspielern am Meininger Staatstheater für eine wirklich grandiose und beeindruckende Darstellung.
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